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DI-Netz gratuliert: Happy Birthday, Donor Conception Network!

Unsere Partnerorganisation in Großbritannien, das Donor Conception Network (DCN), feiert in diesem Jahr sein 25jähriges Jubiläum. Das DCN hat heute mehr als 2000 Mitglieder und ist heute weltweit das größte Familiennetzwerk im Feld der assistierten Reproduktion.

Wir im DI-Netz sind unglaublich dankbar für all die Unterstützung, die wir in den letzten Jahren aus England erfahren haben. Von Anfang an war das DCN für uns ein großes Vorbild! Seine Ratgeberliteratur „Telling und Talking“ ist eine große Hilfe für Familien, wenn sie offen mit der Samenspende umgehen wollen. Wir finden diese Ratgeberreihe derart hilfreich, dass wir sie Band für Band ins Deutsche übersetzen („Offen gesprochen“). Unsere Ehrenmitglieder und Mitbegründer des DCN Olivia  Montuschi und ihr Mann Walter Merricks, sowie die heutige Leiterin des Netzwerkes Nina Barnsley haben uns in den letzten Jahren immer wieder mit warmherzigem Rat und viel Weitblick zur Seite gestanden. Ganz großen Dank für diese Unterstützung!

Olivia hat die 25-jährige Geschichte des DCN auf ihrer Webseite übrigens sehr schön zusammengefaßt. Es lohnt sich, ihren Text zu lesen: hier

Zum 25-jährigen Jubiläum des DCN sind in nächster Zeit übrigens einige Events geplant.

Zum Beispiel Mitte April eine feierliche Zeremonie im britischen Oberhaus, dem House of Lords. Die Vorsitzende des DI-Netzes Claudia Brügge wurde zu dieser Jubiläumsfeierlichkeit im Westminster eingeladen, und sie wird mit ihrer Familie ein paar Tage in London bei unseren englischen Freunden verbringen.

Gleich im April gibt es noch eine weitere Gelegenheit, mit dem Donor Conception Network zu feiern: Am 29. April findet das diesjährige National Meeting des DCN statt. Diese Jahrestagungen sind eigentlich immer sehr interessant. Das Programm für diese Jahr ist noch nicht veröffentlicht.

Sollte es Mitglieder im DI-Netz geben, die ebenfalls Interesse haben, an dieser Jubiläums-Tagung am 29.4. in London teilzunehmen, können sie sich gerne beim DI-Netz (Claudia Brügge) melden. Dann können wir vielleicht gemeinsam planen.

 

LAST CALL: Tagung „Familiengründung mit Hilfe Dritter“ in Göttingen – jetzt anmelden!

Vom Freitag, den 3. November bis Samstag, den 4. November 2017 wird in Göttingen eine wichtige Tagung zu unserem Thema stattfinden –  eine Tagung, die auch für Eltern mit ihren Kindern und für Menschen mit Kinderwunsch sehr interessant ist:

„Familienbildung mit Hilfe Dritter“

Herausforderungen – Lösungsansätze – Familienrealitäten.

Es geht um alle Formen der assistierten Reproduktion – am zweiten Tag allerdings besonders um die Samenspende! Eltern und Kinder nach Samenspende sind genauso herzlich willkommen wie Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus dem akademischen, reproduktionsmedizinischen oder juristischen Feld. Für Familien aus unserem Netzwerk ist Göttingen eine wunderbare Gelegenheit sich zu treffen und auszutauschen. Es gibt viele interessante Vorträge, einige davon auch von Mitgliedern und Ehrenmitgliedern unseres Vereins, wie z.B. von Andreas Hammel (Medizin), Petra Thorn (Beratung), Tobias Fischer (Ethik) und Helga Müller (Recht). Besonderes Highlight werden unsere Ehrenmitglieder Olivia Montuschi und Walter Merricks sein, die extra aus England anreisen. Olivia und Walter sind Mitbegründer des englischen Netzwerkes „Donor Conception Network“, unsere größte internationale Partnerorganisation mit heute etwa 2000 Mitgliedern. Beide kennen sehr viele Familien persönlich und werden aus ihrem reichen Erfahrungsschatz erzählen. Auch Sven ist Mitglied im DI-Netz – er wurde durch Samenspende gezeugt und ist heute längst erwachsen, auch er wird aus seiner Sicht berichten.

Interessierte mit geringen Englischkenntnissen sollten sich von den englischsprachigen Beiträgen nicht abschrecken lassen: Wir helfen uns gegenseitig mit unserem Englisch aus (genauso wie in bewährter Weise mit unserer Kinderbetreuung!)

Unmittelbar nach der Tagung wird übrigens noch unsere jährliche Mitgliederversammlung des Vereins stattfinden.

Veranstalter der Tagung sind die Medizinethikerinnen Dr. Katharina Beier und Prof. Dr. Claudia Wiesemann des Institutes „Ethik und Geschichte der Medizin“ der Universität Göttingen. Die Tagung wird außerdem durch unser DI-Netz und von BKiD mitorganisiert.

Veranstaltungsort: Tagungsgebäude „Alte Mensa“ in Göttingen.

Teilnahmegebühr: 70€.

Bei den Vorträgen sind nur Erwachsene zugelassen, für die Kinder steht auf demselben Flur ein gesonderter Raum zur Verfügung.

Vereinsmitglieder bitte beachten: Im Anschluss der Tagung findet die jährliche Mitgliederversammlung des DI-Netzes statt.

Unterkunft: Die meisten Familien aus dem DI-Netz werden vermutlich in der nahegelegenen Göttinger Jugendherberge unterkommen

 

Ablauf:

Freitag, 3. November, 2017

9:00 – 9:15: Begrüßung & Einführung/ Welcome & Introduction

2. INTERDISZIPLINÄRE ZUGÄNGE

MEDIZINISCHE PERSPEKTIVE

9:15 – 9:55: Dr. Andreas Hammel (Erlangen)

Methoden und Herausforderungen der assistierten Reproduktion

ETHISCHE PERSPEKTIVE

9:55 – 10:35: Prof. Dr. Claudia Wiesemann (Göttingen)

Konzepte von Elternschaft im Zeitalter assistierter Reproduktionstechniken/

Concepts of parenthood in the age of assisted reproduction

10:35 – 11:00: COFFEE BREAK

RECHTLICHE PERSPEKTIVE

11:00 – 11:40: Prof. Dr. Eva Schumann (Göttingen)

Rechtliche Herausforderungen bei Familienbildung mit Hilfe Dritter

PERSPEKTIVE DER PSYCHOSOZIALEN BERATUNG

11:40 – 12:20: Prof. Dr. Ruth Großmaß (Bielefeld)

Funktionen, Aufgaben und Grenzen psychosozialer Beratung

12:20 – 13:20: LUNCH

2. AKTUELLE ETHISCHE KONTROVERSEN

EMBRYONEN‐ UND EIZELLSPENDE

13:20 – 14:00: Prof. Dr. Felicitas Krämer (Potsdam)

Ethische Implikationen der Embryonenspende

14:00 – 14:40: Dr. Astrid Indekeu (Huddinge, Sweden)

Women’s experiences of pregnancy and birth after oocyte donation

14:40 – 15:00: COFFEE BREAK

SOLO‐MÜTTER

15:00 – 15:40: Dr. Sophie Zadeh (Cambridge, GB)

Solomotherhood via sperm donation – an empirical perspective from the UK

15:40 – 16:20: Dr. Daniela Cutas (Gothenburg, Sweden)/ Dr. Anna Smajdor (Oslo, Norway)

The ethics of solo reproduction

16:20 – 16:40: COFFEE BREAK

LEIHMUTTERSCHAFT

16:40 – 17:20: Dr. Katharina Beier (Göttingen)

Surrogate motherhood as collective reproduction: ethical challenges and practical implications

17:20 – 18:00: Sayani Mitra (Göttingen)

Failed surrogate conceptions: social and ethical aspects of preconception disruptions during surrogacy in India

 

Samstag, 4. November, 2017

Familienbildung durch Samenspende: Zwischen Normalität und Besonderheit

9:00 – 9:40: Claudia Brügge (Bielefeld)

Familien nach Samenspende: In der Normalität angekommen?

9:40 – 10:20: Dr. Tobias Fischer (Greifswald)

Aktuelle ethische Kontroversen zur Samenspende

10:20 – 10:50 COFFEE BREAK

10:50 – 11:50: Olivia Montuschi & Walter Merricks (London, GB)

Donor conception: family and network perspectives

11:50 – 12:30: Sven R. (Dresden) (moderiert als Live‐Interview: Dr. Petra Thorn)

Samenspende: Perspektiven und Erfahrungen von Kindern

12:30 – 13:30 LUNCH

13:30 – 14:10: Dr. Helga Müller (Frankfurt)

Bis vor Gericht: Auskunftsrechte zur Identität des Spenders

14:10 – 14:45: Dr. Petra Thorn (Mörfelden)

Thirdparty assisted reproduction in Germany – what will the future hold?

[15:00 – 16:30: Mitgliederversammlung des Vereins DI-Netz e.V. – members only]

Wahlprüfsteine 2017

am 24. September ist Bundestagswahl! – Es lohnt sich, vorab die Parteiprogramme zu studieren und auch mit Politikern zu diskutieren. Darüber hinaus bieten „Wahlprüfsteine“ den Verbänden eine gute Möglichkeit, konkretere Fragen an die Parteien zu stellen. Die Antworten auf solche Anfragen können Wählerinnen und Wählern zur Orientierung vor der Wahl dienen.

DI-Netz hat bereits vor der Bundestagswahl 2013 Wahlprüfsteine  an die Parteien verschickt (u.a. mit der Frage nach einem Spenderregister, das ja jetzt umgesetzt wird). Damals haben wir von allen Parteien eine Antwort erhalten und konnten diese auf unserer Webseite veröffentlichen.

Zur Bundestagswahl 2017 hat das DI-Netz wieder Wahlprüfsteine auf den Weg gebracht, diesmal gemeinsam mit drei weiteren Organisationen – der Deutschen Gesellschaft für Kinderwunschberatung „BKiD“, sowei „Wunschkind e.V.“ dem Verein von Selbsthilfegrupen bei ungewollter Kinderlosigkeit und dem reproduktionsmedizinischen „Arbeitskreis Donogene Insemination“.

Wir möchten auch diesmal wissen, welcher Regelungsbedarf im Feld der Reproduktionsmedizin bzw. im Familienrecht gesehen wird und welche Themen die Parteien angehen wollen.

Befragt haben wir die Bundesparteien CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE und die AFD. Alle Antworten werden wir auf der Webseite umgehend veröffentlichen.

Wir haben der Politik acht Fragen gestellt:

1. Welchen offenen rechtlichen Regelungsbedarf hinsichtlich des neuen Samenspenderregisters sehen Sie?

2. Welchen weiteren gesetzlichen Regelungsbedarf sehen Sie sowohl hinsichtlich der medizinisch assistierten Samenspende als auch hinsichtlich der Samenspende im privaten System, bei der der Spender den Wunscheltern bekannt ist.

3. Welche Maßnahmen zur Sicherstellung einer psychosozialen Versorgungsstruktur im Rahmen der Reproduktionsmedizin sind aus Ihrer Sicht erforderlich?

4. Sehen Sie gesetzlichen Regelungsbedarf hinsichtlich der Eizellspende, die von deutschen Paaren im Ausland in Anspruch genommenwird? Halten Sie eine Legalisierung der Eizellspende in Deutschland unter bestimmten Bedingungen für sinnvoll? Wenn ja, welche Bedingungen wären dies?

5. Welchen gesetzgeberischen Handlungsbedarf sehen Sie hinsichtlich der Embryonenspende in Deutschland?

6. Sehen Sie weiteren Regelungsbedarf im Bereich des Medizinrechtes hinsichtlich der Reproduktionsmedizin, wie zum Beispiel eine explizite Absicherung der Zulässigkeit der Behandlung von lesbischen und alleinstehenden Frauen. Braucht es aus Ihrer Sicht eine Überarbeitung des Embryonenschutzgesetzes, und/oder die Einführung eines Fortpflanzungsmedizingesetzes?

7. Welchen familienrechtlichen Regelungsbedarf sehen Sie im Bereich der Reproduktionsmedizin und unkonventioneller Familienformen?

8. Welchen Forschungsbedarf sehen Sie hinsichtlich der psychosozialen Situation der Familienbildung mit Hilfe Dritter?

Save the Date: Tagung 3./4.11.2017 „Familiengründung mit Hilfe Dritter“ plus Mitgliederversammlung DI-Netz

Am Freitag, den 3.11. und Samstag, den 4.11.2017 wird in Göttingen eine interdisziplinäre Tagung stattfinden, die auch für Familien und Kinderwunschpaare interessant ist.

Im Zentrum steht die assistierte Reproduktion – die Familiengründung mit Hilfe Dritter. Aus Sicht von Medizin, Ethik, Recht, Beratung und aus der lebensweltlichen Perspektive von Personen, die eigene Erfahrungen mit dem Tagungsthema haben, sollen verschiedene Verfahren assistierter Reproduktion in den Blick genommen werden.

Veranstaltet wird die Tagung von den Medizinethikerinnen Prof. Dr. Claudia Wiesemann und Dr. Katharina Beier der Universität Göttingen, zusammen mit DI-Netz (vertreten durch Claudia Brügge) und Petra Thorn von BKiD. DIe Tagung findet in dem Tagungsgebäude „Alte Mensa“ statt.

Für DI-Netz ist das Tagungskonzept ganz besonders: Wir werden den zweiten Konferenztag – der sich dem Thema Familien nach Samenspende widmet – wesentlich mitgestalten. Die Lebenswirklichkeit unserer Familien steht dabei im Zentrum, und einige Mitglieder und Ehrenmitglieder aus dem DI-Netz werden am Samstag eigene Workshops und Vorträge anbieten. Wir hoffen, dass neben den Fachleuten auch viele Familien – Eltern und gern mit Kindern – anreisen können. Alle Erwachsenen sind eingeladen mitzudiskutieren.

Im Anschluss an die Tagung wird am Samstagnachmittag unsere diesjährige Mitgliederversammlung des DI-Netzes stattfinden. Also: Bitte alle schon mal den Termin 3./4.November vormerken!

Die meisten Familien werden sich wohl in der Göttinger Jugendherberge einquartieren, die nicht weit von dem Tagungsgebäude ist. Also ruhig schon mal ein Zimmer für die eigene Familie reservieren! Am Samstagabend können ja diejenigen Familien, die Lust dazu haben, gern auch noch zum Ausklang etwas Zeit mit den Kids in der Jugendherberge verbringen.

Walter Merricks vom „Donor Conception Network“ in Berlin

Walter Merricks und seine Frau Olivia Montuschi haben 1993 gemeinsam mit anderen Familien unsere englische Partnerorganisation, das Donor Conception Network, gegründet. Das DCN hat mittlerweile über 2000 Mitglieder und ist für unser deutsches DI-Netz in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Walter Merricks sprach letzte Woche in Berlin auf einer reproduktionsmedizinischen Tagung (MSD, „Director’s Cut“) vor etwa hundert Ärzten über das Wohlergehen von Familien nach Gametenspende.

In seinem Vortrag Donor conception families: how do they fare best?“ problematisierte er die Kultur der Geheimhaltung, wie sie in der Vergangenheit vorherrschte, und berichtete darüber, was in Großbritannien von seiten der Regierung alles getan worden ist, um die Situation und die Rechte für Familien nach Gametenspende zu verbessern. Er erläuterte die große Bedeutung der Familiennetzwerke und erzählte von der vielfältigen Unterstützung, die unsere Organisationen „Donor Conception Network“, „Donor Sibling Registry“ und „DI-Netz“ bieten. Er zeigte auf, was Ärzte tun können, um sich für mehr Offenheit einzusetzen und gab der deutschen Politik den Rat, das Verbot der Eizellspende zu überdenken. Zum Abschluß seines Vortrages zeigte er den schönen Kurzfilm über das „Donor Conception Network“, der mit deutschem Untertitel auch auf unserer Webseite zu sehen ist.

 

 

 

 

Tagung „Donor conception: an unfamiliar path to a normal family“

Tagungsbericht von Claudia Brügge (Vorsitzende DI-Netz e.V):

Vom 26. bis 28. August 2015 fand im belgischen Gent eine Konferenz statt mit dem Titel: „Donor Conception: an unfamiliar path to a normal family“, veranstaltet von der universitären Forschungsgruppe um den belgischen Bioethiker Guido Pennings. Diese Gruppe ist bekannt dafür, dass Artikel und Bücher aus ihren Reihen („Reproductive Donation“, „Relatedness in Assisted Reproduction“) weiterführende Gedanken im Bereich der ethischen Debatte um assistierte Reproduktion liefern. Die belgische Gruppe kooperiert im Rahmen eines Forschungsverbundes mit anderen Wissenschaftlern aus Deutschland, England, Schweden, den Niederlanden und den USA, die auf der Konferenz ebenfalls ihre aktuellen Studien präsentierten. Die dreitägige Konferenz bot – sehr ambitioniert – knapp dreißig Vorträge und hatte etwa siebzig Teilnehmer.

In doppelter Hinsicht ein vielversprechendes Ereignis:

Erstens ging es nicht wie sonst oft auf entsprechenden Tagungen um Themen aus der reproduktionsmedizinischen Kinderwunschbehandlung – zeitlich also um eine Phase, bevor die Familie existiert. Ebenso wenig standen – wie sonst oft – juristische Fragestellungen im Zentrum. Vielmehr lag das Interesse diesmal auf den bereits entstandenen Familien. Ihre Familienstruktur, ihre Familienbeziehungen, und vor allem wie Familienmitglieder ihre Familie, die Gametenspende, die Spender, die jeweiligen Rollen selbst verstehen und miteinander kommunizieren.

Die zweite Besonderheit war ein echtes Highlight: Vertreter aus der euopäischen Community der Eltern und Familien nach Gametenspende haben die Tagung für ein gemeinsames Treffen genutzt. So waren Elternvertreter aus Großbritannien (Donor Conception Network), Österreich, Belgien (Donor families) und Deutschland (DI-Netz) angereist, um einander persönlich kennenzulernen und um weitere gemeinsame Pläne zu schmieden.DSC01155Europäische Elternvertreter in Gent (Belgien)

Wir haben unsere persönliche Perspektive auch bei der Tagung einbringen können; bedauerlich war allerdings, dass die Organisatoren selbst nicht schon im Vorfeld Betroffenensprecher – Mütter, Väter, Kinder oder Spender – als Redner eingeladen hatten.

Zum Verlauf der Tagung

Typische Themen waren immer wieder: Aufklärung ja-nein, Anonymität des Spenders ja-nein, Mitspracherecht bei der Spenderauswahl ja-nein, direktive oder non-direktive Beratung etc.. Und verschiedene Konstellationen wurden durchdekliniert: so reichten die Inhalte von Spezifika in Familien lesbischer Mütter über Gametenspende mit persönlich bekannten Spendern (Known Donors), Adoption, Embryonenspende und Leihmutterschaft bis hin zum Elternwerden bei Transsexualität. Besonders viel Raum bekam, wie die Familie die Gametenspende sprachlich thematisert oder nicht thematisert, wie sie ihre Wirklichkeit ko-konstruiert und sich Ansichten im Laufe der Zeit flexibel und je nach Kontext ändern. Die Analyse verlief meist entlang der eigenen Studien der Vortragenden oder zitierter qualitativer Studien. Es gab jede Menge ausführliche O-Ton-Zitate der Probanden aus den Studien. Die Stichprobenzahl der Studien war dabei meist ausgesprochen gering.

So gab es thematisch viel Input, von dem man allerdings auch schon einiges aus der Fachliteratur kennen konnte. Man mußte sich immer mal wieder fragen, was in den vielen Einzelbeiträgen eigentlich substantiell Neues enthalten war. Wenn thematisch auch nicht immer ganz weltbewegende Theorie, war es in jedem Fall eine lohnende Erfahrung, manche Autoren, die man aus der Literatur kennt, hier vor Ort persönlich ansprechen und miteinander ins Gespräch kommen zu können. So konnte ich mit einigen kurz reden und sehr interessante Diskussionen führen: zum Beispiel mit Veerle Provoost, Katharina Beier, Patricia Baetens, Lucy Frith, Petra Nordqvist und Ole Schou.

Die Zeit für allgemeine Diskussion war kurz, so dass im gemeinsamen Plenum Vieles nicht in die Tiefe diskutiert oder gar zu Ende geklärt werden konnte, sondern allenfalls angerissen. Einige – auch politisch – spannende Aspekte wurden manchmal erst im persönlichen Dialog in den Pausen oder im Plenum schnell noch kurz vor Ende des Tages oder schließlich ganz am Ende der Tagung thematisiert (z.B. das Spannungsverhältnis sozialer und biologischer Elternschaft oder die politische Diskussion um die längst fällige Abschaffung der Anonymität in Belgien).

Besonders beeindruckt hat mich in Gent das Zusammensein mit den Vertretern und Vertreterinnen aus den anderen Betroffenenorganisationen. Wir aßen am ersten Abend gemeinsam zu abend und es zeigte sich bei allen ein großer Bedarf, die Erfahrungen aus den jeweiligen Netzwerken auszutauschen. Wir sprachen darüber, wie sich das Donor Conception Network im Laufe der letzten zwanzig Jahre so erfolgreich entwickeln konnte, die belgische Gruppe berichtete von ihren Erfahrungen mit den Widerständen gegen die Abschaffung der Anonymität, und ich berichtete von der rasanten Entwicklung in Deutschland seit unserer Vereinsgründung und besonders im Jahr 2015.

Bei den Plenumsdiskussionen der Konferenz meldeten sich einige von uns mehrfach zu Wort. Ebenso zwei Frauen aus den beiden belgischen Organisationen für erwachsene Menschen aus Samenspende „Donorkind“ und „Donorkinderen„. Dies belebte, wie ich fand, nicht nur die akademische Vortragsroutine, es brachte auch etwas mehr Realitätsbezug und vielleicht erst den emotionalen Gehalt des Themas in den Raum.

Andere Länder, andere Sitten

In Belgien gibt es eine lebenslange Anonymität der Spender, die streng vorgegeben ist. Den Kliniken ist es untersagt, das Angebot identifizierbarer Spender zu machen. Die Reserviertheit in Belgien gegenüber dem möglichen Interesse des Kindes an der Kenntnis der Abstammung war während der Tagung insbesondere von Seiten der Organisatoren deutlich zu spüren (1,)(2) Zugleich zeigte sich der liberale und selbstverständliche Umgang mit solchen reproduktionsmedizinischen Techniken, die in Deutschland verboten sind. So wurde in keinem der dortigen Vorträge die ethische Zulässigkeit der Samen-, Eizell- oder Embryonenspende irgendwie infrage gestellt. Manche äußerten Verwunderung, als ich ihnen davon berichtete, dass beispielsweise die Eizellspende in Deutschland verboten ist. Eine interessante Erfahrung war es zudem für mich – und so ging es offenbar auch einer anderen deutschen Teilnehmerin –, nach dem Zeitpunkt der Abschaffung der Anonymität in Deutschland gefragt zu werden. Sollte man antworten: seit 1989 (BVErfG), oder seit 2007 (TPG) oder in praxi noch gar nicht wirklich? Um die deutsche Situation zu beschreiben, muss man weit ausholen und differenzieren zwischen allgemeinem Kenntnisrecht unserer Kinder, Dokumentationspraktiken der Ärzte, realen Auskunftschancen und -erfolgen, je nach Alter des Kindes, Wahl der Samenbank, Prozessierfreudigkeit…sowas soll im Ausland mal jemand verstehen.

— Eine weitere, sehr schöne Zusammenfassung der Inhalte der Tagung findet sich auf der englischen Webseite von Olivia Montuschi . Olivia ist Mitbegründerin des Donor Conception Networks und Ehrenmitglied im deutschen DI-Netz.

 

Besuch aus Japan

Yukari Semba auf Forschungsreise

besuch-aus-japanAm Wochenende hatten wir Besuch aus Japan.  Dr. Yukari Semba ist eine Forscherin, die sich schon seit vielen Jahren mit der Gametenspende befasst. Wir trafen sie bereits im letzten Jahr bei einer Podiumsdiskussion des CERF in Freiburg.

Jetzt hat sie einen Forschungsauftrag der japanischen Regierung erhalten, bei dem es vor allem um das Recht der Kindes auf Kenntnis der Abstammung geht.

Yukari hat zunächst in Berlin eine weitere Familie aus dem DI-Netz interviewt und auch jemanden aus dem Verein „Spenderkinder“. Dann besuchte sie uns am Sonntag in unserem Zuhause in Bielefeld, später dann noch Petra Thorn in Mörfelden.

Sie wollte mehr über unser Netzwerk wissen, wie wir organisiert sind und wie wir unseren Verein aufgebaut haben. Sie fragte nach unserer Haltung zur Spenderanonymität und wie wir mit der Tatsache der Spendersamenbehandlung in der Familie umgehen. Wir erzählen immer gern davon und darüber, was unser Netzwerk bisher alles geschafft hat. Es war für uns ein herzlicher Kontakt mit Yukari, und wir haben auch einiges über die Situation in Japan gelernt. Ein ziemlich kurzweiliger Sonntag für unsere ganze Familie.
Wir freuen uns schon auf den Forschungsbericht für die japanische Regierung, er soll Anfang April fertig sein.

Claudia Brügge und Ulrich Simon

Hier noch ein paar Zeilen von Yukari selbst, an das DI-Netz:

„In Japan there is no law and legislation regarding donor conception yet. The political working group is now preparing for the draft of a donor conception bill. In the draft donor anonymity is one of the big issues. Many people recently say that donor offspring should have a right to know their biological origin. That is the reason why we are required to research about other countries‘ situation about the issue. We need to know about the situation regarding donor anonymity in other countries.

DI-Netz is a nationwide organization in Germany, supporting DI families and persons who are considering DI. It encourages those people to tell the truth to their children about their conception.  I think your work is very important and contributing to the movement for the abolishment of donor anonymity in Germany. I spent a few hours with Claudia and Ulrich, and I could learn a lot of DI-Netz‘ history, works and contribution. The dialogue with Claudia and Ulrich was very helpful to think about the issues regarding donor anonymity in Japan.
 
After the meeting they invited me for lunch. They have one daughter, who was born by DI, and they told her about her conception right from the beginning. During the lunch her talks and smile made all of us happy and made my heart warm. I thought that they and their daughter were made in heaven before they actually met each other. „

Das Donor Sibling Registry (USA)

Im Jahr 2000 haben Wendy Kramer und ihr Sohn Ryan in den USA das „Donor Sibling Registry“ gegründet. Das DSR ist eine Organisation, die Familien nach Gametenspende vielfältig unterstützt. Vor allem hilft es mittels einer Datenbank denjenigen Kindern, die ihre genetischen Halbgeschwister oder ihren Spender finden möchten. Der Kontakt entsteht über die Internetplattform www. donorsiblingregistry.com.

ryanwendysibs2014

Wendy, Ryan und seine genetischen Halbgeschwister.

Wendy Kramer ist Ehrenmitglied im deutschen DI-Netz, und sie ist uns seit Gründung unseres Vereins eine wichtige Unterstützung. Das DSR steht für einen offenen und entspannten Umgang mit der Samenspende. Unsere Familien sind nicht bedroht, wenn Kinder mehr über den Spender wissen wollen und ihre Neugier stillen. Es muss kein Drama sein, sondern kann im Gegenteil eine Bereicherung für alle Seiten sein, wenn Kinder auf genetische Halbgeschwister oder Spender treffen.  Gerade in diesen Tagen – nach dem spektakulären Urteil des Bundesgerichtshofs – tut es gut, dass uns Wendy Kramer mit ihrem Netzwerk des DSR daran erinnert.

Deswegen freuen wir uns, dass in der aktuellen Printausgabe des SPIEGEL (8/2015; S. 114-117) ausführlich über das „Donor Sibling Registry “  berichtet wird. Die Journalistin Kullmann hat Wendy Kramer in den USA besucht und schreibt darüber in einem vierseitigen Artikel unter dem Titel „Die genetische Sehnsucht“.

Hinweis auf Spiegel-Online:
https://magazin.spiegel.de/digital/index_SP.html#SP/2015/8/131812837
https://magazin.spiegel.de/digital/?utm_source=spon&utm_campaign=inhaltsverzeichnis#SP/2015/8/131812917

Interessenten aus dem In- und Ausland können sich in der Datenbank des „Donor Sibling Registry“ gegen eine Jahresgebühr von 75$ registrieren. Sie geben alles, was sie über den Spender wissen, in eine Suchmaske ein und warten dann auf Rückmeldungen zu Überschneidungen mit anderen Mitgliedern. Die Registrierung kann auch auf anonymer Basis erfolgen. Bis heute haben sich 45.000 Menschen im DSR angemeldet, darunter sind 2200 Spender. Nicht nur aus den USA sondern auch aus vielen anderen Ländern der Welt. Bisher hat es insgesamt ca. 12.000 „Treffer“ gegeben, so Wendy Kramer.

Im DSR sind aus Deutschland derzeit 90 Mitglieder registriert, davon haben rund 50 Halbgeschwister gefunden und 10 ihren Spender.

Die deutschsprachige Broschüre zum Donor Sibling Registry findet sich unter dem Link:
https://www.donorsiblingregistry.com/sites/default/files/files/DSR%20Brochure_GERMAN%202015_WEB%281%29.pdf

Wer darüber hinaus noch mehr über das Donor Sibling Registry erfahren möchte, dem empfehlen wir die Lektüre der folgenden englischsprachigen Literatur:

  • https://www.donorsiblingregistry.com/sites/default/files/files/Law%20School%20Powerpoint%20FINAL.pdf
  • Kramer, Wendy, Cahn, Naomi (2013) Finding our family. A-first-of its-kind-book for donor conceived people and their families.
  • Cahn, Naomi (2013) The new kinship. Constructing donor-conceived families

Kurzfilm des Donor Conception Network – jetzt mit deutschem Untertitel

Unsere englische Partnerorganisation Donor Conception Network ist für das DI-Netz in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Das DCN feierte 2013 sein 20-jähriges Jubiläum und hat ein Video gemacht, dass hier mit dem deutschen Untertitel zu sehen ist. Der deutsche Untertitel erscheint, wenn man am rechten, unteren Bildrand den Botton „CC“ anklickt und dort den Untertitel „deutsch“.

Our German friends

di-netzFrom DCN-Journal 9 Winter 2013:

We can be jealous of the German public healthcare system, probably one of the best in Europe – high quality services available with few restrictions and nowaiting lists. But in the field of donor conception Germans look with envy at the legal framework we have, as I learned at a conference in November organised jointly by the forward-thinking Dr Andreas Hammel of the SpermBank of Erlangen (a town near Nuremberg) and Petra Thorn, a counsellor who specialises in supporting donor families. This event also provided the first public outing for a newly formed parent support group DI-Netz (www.di-netz.de) – a sister organisation for DCN.

Over 100 people attended the two day conference, including clinicians, counsellors, lawyers, parents and intending parents, donors, and donor conceived people. I was privileged to make a
presentation covering our legal framework, the work of the HFEA and of our Network.

DI-Netz has made great strides in the nine months since it was launched. They now have over 60 members, a great website, leaflets, agreed campaign policies and a range of publications for sale. There is a real sense of enthusiasm and achievement. One of the first publications under their own imprint is a translation of Olivia’s Telling and Talking 0-7; I was proudly presented with copies wrapped in a pink ribbon to bring home for her. There is great uncertainty about the legal rights and obligations of parents, sperm donors and donor conceived people; there are no provisions conferring legal parenthood on recipient parents. There is no central register, records are simply held by the clinic. Apart from all that, egg donation is banned. The offices of
a counsellor and of a clinic suspected of referring patients to clinics abroad for egg donation treatment have been raided by the police, who then interviewed patients.

So lots for the great DI-Netz team to campaign about, as they work to develop their organisation. Why not give them some friendly congratulations and encouragement by emailing them at info@di-netz.de! I’m sure they’d appreciate it.

Walter Merricks, DI dad, co-founder and
Chair of DC Network