Dem DI-Netz sind leider nur sehr wenige Familien bekannt, in denen es diese Konstellation gibt. Die Eltern, von denen wir gelesen haben, berichten, dass das für sie kein Problem ist.
Leider sind uns zu diesem Thema keine Studien bekannt. Wir können hier nur so argumentieren, dass es in unserem Land sehr viele sogenannte „Patchwork“-Familien mit Kindern unterschiedlicher Herkunft gibt. So gesehen werden Sie mit Ihrer Familie keinen so großen Ausnahmefall darstellen.
Dass Kinder sich gegenüber dem Geschwisterkind benachteiligt fühlen, das kommt häufiger vor. Bereits die Tatsache des unterschiedlichen Alters führt dazu, dass das eine Kind länger aufbleiben oder ins Kino darf und das andere nicht. Oder die ältere Schwester ist eifersüchtig, dass Mama für sie nicht genauso viel Zeit hat wie für die jüngere. Es gibt 1.000 Gründe, aus denen sich ein Kind gegenüber dem Bruder oder der Schwester benachteiligt fühlen kann.
Was könnten Sie Ihrem Kind sagen? – „Wir haben uns sooooo sehr ein zweites Kind gewünscht, aber wir bekamen keins mehr mit Papas Spermien. Deshalb hat uns ein anderer Mann Spermien geschenkt. Und wir sind überglücklich, dass wir dann doch noch dich bekommen haben. Das war das größte Geschenk unseres Lebens.“
Keine Eltern fügen ihrem Kind bereits dadurch Leid zu, dass sie es mittels Samenspende bekommen. Das geht nicht. Denn ein Kind, so, wie es ist, wäre ohne diese Spende nicht da. Dann müsste man auch sagen, dass alle Eltern ihren Kindern Leid zufügen, da sie sie auf die Welt bringen. Denn Leid erfährt jeder Mensch im Laufe seines Lebens. Ein Kind könnte also genauso zu seinen Eltern gehen und sagen: „He, warum habt ihr mich in die Welt gesetzt? Ich muss mich so sehr anstrengen, morgens früh aufstehen, in der Schule lernen, [… usw.] Das müsste ich nicht, wenn ich nicht da wäre.“ – Kein Kind wird gefragt, ob es auf die Welt kommen will. Die Entscheidung liegt immer bei den Eltern. Und das Kind, das dann kommt, ist immer so, wie es eben ist.
Ganz gegenteilig argumentieren übrigens einige Menschen, die mit einer Behinderung geboren wurden und sich gegen Pränatal- oder Präimplantationsdiagnostik aussprechen. Sie sagen dann, die Eltern hätten nicht das Recht, zu entscheiden, ob ihr Leben lebenswert wäre. – Wir teilen nicht die Auffassung, dass man den Eltern die Autonomie über ihre Fortpflanzung nehmen sollte, aber man sieht an diesem Beispiel, dass es auch Menschen gibt, die trotz eines gewissen Leids darauf bestehen, dass sie unbedingt auf die Welt kommen wollten.