Generell kann niemand wissen, wie es einem zukünftigen Menschen in seinem Leben ergehen wird. Dazu gehört auch, dass Kinder grundsätzlich das Recht haben, ihre eigene Sicht auf die Dinge zu entwickeln und diese Sicht muss sich auch nicht mit der ihrer Eltern decken.
Unsere Erfahrung ist, dass die Eltern im Vorfeld einer Familiengründung mit Samenspende viele Fragen und teils auch Ängste haben, ob sie ihrem Kind mit der Art ihrer Zeugung vielleicht eine zu große Bürde auferlegen. Sich dieser Frage zu widmen – sich zu informieren, z.B. bei Familien, die diesen Weg gegangen sind – und sich dann eine eigene Antwort zu geben, ist für das Familienklima, in dem das Kind aufwachsen wird, von entscheidender Bedeutung. Unsere Erfahrungen im Verein weisen klar in die Richtung, dass es keine grundsätzlichen Probleme für eine gute kindliche Entwicklung gibt, die auf die Art der Zeugung zurückzuführen wären. Auch wissenschaftliche Studien weisen mit starker Tendenz in die Richtung, dass die besondere Zeugungsart durch eine Samenspende die kindliche Entwicklung nicht negativ beeinflusst. (Rupp, 2009 / Golombok, 2015)
Man darf darauf vertrauen: Wenn die basalen Bedürfnisse von Kindern beachtet werden – und das schließt bei Kindern nach Samenspende auch die Möglichkeit ein, über ihre Herkunft Informationen erhalten zu können – dann steht ihrem Glück genauso wenig im Weg, wie Kindern aus herkömmlich entstandenen Familien.
Kritiker der Samenspende und anderer unkonventioneller Formen der Familiengründung argumentieren gern mit dem Kindeswohlbegriff gegen diese Familienformen. Der Kindeswohlbegriff ist aber ein hypothetisches Konstrukt. Er ist weder juristisch noch sozialwissenschaftlich definiert.
Als zentral wichtig zur Gewährleistung des Kindeswohls werden aufgrund sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse jedoch 1. eine verlässliche soziale Elternschaft, 2. die Gewährleistung einer liebevollen und verlässlichen Betreuung des Kindes durch eine oder besser mehrere 3v Bezugspersonen (3v= vertraut, verlässlich, verfügbar) erachtet. (Simoni, H., 2012)
Was also fundamental wichtig für ein Kind ist: eine gute Bindung zu den Eltern, ein intaktes Elternhaus, Gesundheit, ein soziales Netzwerk – alles das hat nichts mit der Art der Zeugung zu tun.
- Golombok, S. (2015): Modern Families. Parents and Children in New Family Forms. Cambridge: Cambridge University Press.
- Rupp, M. (Hrsg.) (2009): Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Köln: Bundesanzeiger Verlag
- Simoni, H. (2012): Sozialwissenschaftliche Grundlagen zu den Konzepten „Kindeswohl, Familie und Elternschaft“ im Fortpflanzungsmedizingesetz (Auftraggeber: schweizerisches Bundesamt für Gesundheit/ Auftragnehmer: Marie Meierhofer Institut für das Kind)