Warum klären viele Eltern ihre Kinder nicht über die Samenspende auf?

Wie viele Eltern in Deutschland und anderswo auf der Welt ihre Kinder heute über die Samenspende aufklären, dazu gibt es leider keine belegbaren Zahlen.

Der Verein „Spenderkinder“ bezieht sich gern auf eine Metastudie aus den Jahren 1996 bis 2013 aus verschiedenen Ländern (ohne Deutschland), in der der Anteil der befragten Eltern mit Kindern über 10 Jahren sehr gering war und nach der 35% der befragten Eltern ihre Kinder über die Samenspende aufgeklärt hatten. Sich auf solche Daten zu beziehen, wenn wir über die heutige Situation in Deutschland sprechen, das sehen wir kritisch.

Wir können aus unserer Kommunikation mit vielen Eltern vor und nach Samenspende nur feststellen, dass die Aufklärungsbereitschaft in den letzten 20 Jahren permanent gestiegen ist. Die Aufklärungsbereitschaft ist nicht nur aufgrund des Samenspenderregisters, der Arbeit von DI-Netz e.V., des Vereins „Spenderkinder“ und des Beratungsnetzwerkes BKID gestiegen, sondern auch aufgrund einer veränderten Berichterstattung in den Medien. Die Medienberichterstattung im Jahr 2000 war noch deutlich stigmatisierender als sie es heute ist. Es kommt wesentlich darauf an, dass die Eltern sich mit ihrer Familienform akzeptiert und wohl fühlen. Das ist eine Voraussetzung für Offenheit und für die Aufklärungsbereitschaft gegenüber dem Kind.

Tatsache ist aber auch, dass auch heute immer noch nicht alle Eltern dazu bereit sind, ihr Kind mit dem Wissen über die Samenspende aufwachsen zu lassen. Dahinter stecken nicht egoistische Absichten der Eltern, sondern das Motiv, dass Eltern ihre Kinder vor einem Umfeld von Stigmatisierung und fehlender Akzeptanz schützen wollen.

Oft ist die Befürchtung dieser Eltern unbegründet. Allerdings sind wir auch noch weit von einer völligen Gleichstellung unserer Familienform gegenüber anderen Familien entfernt. Auch heute noch gibt es eine Reihe von Medienberichten und Büchern, in denen unsere Familienform abgewertet wird. Und unser Gesetzgeber erlaubt den Krankenkassen bis heute nicht, die Familiengründung mit Samenspende zu finanzieren. Das Samenspenderregistergesetz und das noch in der Entwicklungsphase befindliche Abstammungsrecht sind erst neueren Datums. Unsere Familien müssen sich erst daran gewöhnen, dass sie das dem Gesetzgeber jetzt wert sind.

Nach unserem Eindruck ist die Aufklärungsrate im eher religiös geprägten ländlichen Umfeld geringer als in der offenen Großstadt. Auch das ist ein Ausdruck davon, dass aufklärungsunwillige Eltern eher befürchten, als Familie nicht von ihrem Umfeld akzeptiert zu werden sofern die Tatsache der Familiengründung mit Samenspende bekannt wird.